LOCKENKOPF CORONA SPEZIAL # 10 : ISOLATED!

Sehe ich Isolated, sehe ich eine Band die in keine Schublade passt oder sich wohlmöglich noch eine Zwangsjacke angezogen hat. Ich sehe authentische Jungs, die sich immer Treu geblieben sind. Keinem Trend hinterher gelaufen sind und was noch viel schöner ist, die ihren Kleinstadt Charme behalten haben und nicht dem Ruf der Großstadt gefolgt sind. Wie seht ihr euch als Band über all die Jahre?

Was soll ich da sagen? Wie sieht man sich selber als Band, die seit längerer Zeit unterwegs ist? Wie du schon gesagt hast lassen wir uns nicht in eine Schublade schieben. Und ich weiß nicht ob man sich selber so gut beschreiben kann, und sagen kann wie man sich sieht. Aber ich würde sagen ich sehe uns als 5 sympathische Typen aus der Provinz die zusammen Hardcore-Punk machen, Spaß an der Sache haben und sich selber nicht so ernst nehmen (lacht). Und wir versuchen nicht zu klingen wie…, das war schon immer unserer Kredo. Vielen mag das vielleicht nicht gefallen, das ist uns aber egal, Hardcore-Punk ist keine Musik für die große Masse. Wir haben schon immer versucht unser eigenes Isolated Ding zu kreieren.


Was war dein erster Gedanke oder Gefühl, dass in die hoch kam, als du das erste mal Punkmusik gehört hast?

Das weiß ich noch als wäre es gestern gewesen. Es war 1983 da lief im Fernsehen Rock‘n‘Roll Highschool mit den Ramones. Und da dachte ich: so will ich auch sein. Der Look mit der Lederjacke und kaputten Jeans, die Musik, das hat mich infiziert. Also kann ich sagen: die Ramones sind schuld das ich so bin.

Trends und Mode kommen und gehen. Doch etwas bleibt kontinuierlich über die Jahre bestehen. Die Liebe zu diesem Lifestyle mit seiner Musik, die dicker scheint als Blut. Wie sieht’s du den Lauf und Werdegang der Szene in all sein letzten 30 Jahren nach dem Mauerfall besonders hier im Osten?

Es ist vieles oberflächlicher geworden. Es gibt unter den Kids sehr viele die nur konsumieren und sich nicht wirklich für die Szene interessieren. Ich möchte da nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt natürlich auch Kids von denen wir auch noch was lernen können. Gibt da wirklich einige die sich sehr engagieren und das Ding am Laufen halten, die Shows organisieren, Fanzines raus bringen u.s.w. . Ansonsten finde ich das ganze Hardcore/Punk Ding immer noch spannend, das Ganze gibt mir halt und ist wie eine zweite Familie für mich. Und dieses ganze Ost/West Ding existiert nicht mehr in meinem Kopf.



Die Schauplätze und Hotspots der Szene haben sich oft verändert oder verschoben. Doch ein kleiner Teil an Leuten und auch Orten hat den Zahn der Zeit überlebt und ist beständig dabei geblieben. Ebenso ihr als Band. Ich kann mir vorstellen, dass es alles nicht immer leicht war am Leben zu halten. Besonders in so einer „ländlichen Region“ wie Quedlinburg. Ihr habt ja auch Vorort mit der Reichenstraße einen echt guten soziokultrellen Club, der all die Jahre überstanden und überlebt hat. Erzähl mal ein bisschen davon…

Die Reichenstraße ist praktisch unser 2. Wohnzimmer. Hier haben wir unser erstes Demo aufgenommen, unsere erste Release Show gespielt. Ich selber organisiere seit 1995 ehrenamtlich Konzerte. Das Kuz ist ein Dachverein in dem sich viele verschiedene Vereine aus Quedlinburg zusammen geschlossen haben, die für die Vielfältigkeit in unserem Haus zuständig sind.
Wir haben ein kleines Studio Kino bei uns im Haus, machen Kabarett Veranstaltung, Theaterstücke werden vorgeführt und auch selber produziert, es gibt einen Kinderlanden, eine Kneipe (die natürlich Dreh und Angelpunkt des Ganzen ist), ein Schülercafe gibt es auch und eben Konzerte. Du siehst unser Kuz ist ne ganz schön komplexe Sache. Und mein Herz hängt sehr an diesem Haus und seinen Menschen die dort arbeiten. Hier nochmal n Dankeschön an Stefan (The Boss).


Wenn du die Zeit nochmal zurück drehen könntest, welche Zeit mit welcher Geisteshaltung der Menschen würdest du dir gerne wünschen?

Eindeutige die Wende-Zeit. Da war alles so frei und n kleines bisschen anarchistisch . Und ich würde alles nochmal so machen. Man hat alles aufgesaugt, war bei unzähligen Konzerten. Fing an selber Musik zu machen. Alles war im Aufbruch, Freundschaften sind entstanden die die Zeit überdauert haben. Alles war einfach nicht so steif wie heute.

Die Hardcore Szene ist heute so groß und unübersichtlich mit allen seinen Subgenres geworden. Was würdest du dir an Veränderung wünschen und besonders den jüngeren mitgeben?

Ich weiß nicht ob ich so viel verändern würde. Jedes hat seine Zeit. Und den Jüngeren würde ich mitgeben (es gibt Ausnahmen): nehmt den Stock aus dem Arsch macht euer Herz und eueren Kopf frei und macht euch locker!

Corona ist wahrscheinlich die Zeit der Kreativität und des Songwritings bei den meisten Bands. Was hat gerade Isolated auf den Plan und auf was können wir gespannt sein? Vielen Dank Borstel, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Bei uns läuft tatsächlich ne Menge. Fuxer ist gerade dabei neue Songs zu schreiben für ne neue Platte. Wann die erscheinen wird wissen wir noch nicht aber spätestens zum 30 Jährigen gibts was Neues. Am Samstag, den 2.05., werden wir ne Livestream Show im Kuz Reichenstraße spielen, alle Spenden gehen an das Kuz. Und in den nächsten Tagen werden wir mal nen neuen Song veröffentlichen, ihr könnt also gespannt sein. Und hier nochmal im Namen der Band: Dank an dich Thomas, an Maria und die ganze Steelbruch Crew und Steeltownrecords für euren Support und Unterstützung in den letzten Jahren. Danke für das Interview und bleibt alle gesund.

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