Arthur & the Spooners Live in Prag Juni 2018 – Tourbericht

Mit einem Oi! im Augenzwinker ging es für ein Wochenende im Juni ab nach Prag. Die Bohemiens luden zu ihrem alljährigen Fussballtunier ein und die Spooners sollten das abschließende Konzert des Tunieres musikalischen untermalen. Es kam alles so wie es nicht geplant war, aber doch letztendlich nichts besser werden konnte. Wie ein Hollywoodreifer Road Trip in bester Manier, lediglich ohne Dims Rebellion gegen die Droogs. Eher als die erste Gewerkschaft der Arbeitermusikerklasse, die alle Skinheads mal unter einer Flagge vereinen sollte. Getreu dem Schlachtruf Oi! Oi! Oi!, mit überall den gleichen heißen Bedingungen auf dem Asphalt.

Freitag Nachmittag ging es los von Berlin nach Prag. Kurz hinter dem Berliner Ring trat der erste Stau auf. Das Navi leitete uns über die Landstraße um und wir hatten das große Glück durch das legendäre Halbe fahren zu dürfen. Gesehen, abgewunken, abgehakt und für völlig überbewertet gehalten ging es weiter über Dresden nach Prag. Meine mitgebrachte Kiste Bier sorgte für die Jungs im Auto als perfekter Stimmungsheber und für die nötige Tiefenentspannung bei der Fahrt. Die Fahrt wurde mit Madball „Ball of Destruction“, Secret Army „edge of Cartel“, Traditionals und Hookline sehr Oi! lastig und mit Skinhead freundlichen Hardcore untermalt. Gegen 21:30 Uhr in Prag im Hostel angekommen, ging es schnurstracks gleich rüber zur Bohemiens Stammkneipe, wo der Abend mit einem kurzen und knackigen Oi! Ausklang. Dort traff ich auf ein Skinhead Päärchen aus Hamburg, die mir vom super U19 Derby zwischen Sparta Prag und Slavia Prag erzählten. Das ganze sollte Samstag um 11:00 Uhr gleich um die Ecke vom Bohemiens Tunier stattfinden. Energay Fan Flo fand die Idee super und die anderen Spooners waren auch nicht abgeneigt und so wurde der Plan geschmiedet, dort mal vorbei zu schauen. Samstag früh Top fit aufgestanden, ging es los in die Stadt quer durch den Park hoch zum Stadion schweißgebadet an der Touristen Bimmelbahn vorbei, aber dafür mit den schönsten Ausblicken über Prag. Oben im Ghetto angekommen, sahen wir die ersten Ausmaße vom NSA Skandal mal Live in Aktion. Völlig außer Atem angekommen bei Fussball Tunier wurde gleich ein durstlöschendes Bier geordert und sich dann an einem Spielrand der drei Bolzplätze gestellt. Wie aus dem heiterem Himmel liefen auf einmal gut geschätze 60 Jungendliche in der gleichen schwarzen Uniform und in Reih und Glied direkt an uns musternd vorbei und bauten sich direkt vor der Kneipe und dem Club Strohov 007 auf. Dem alternativen Zentrum und Herzschlag Prags. Alle umliegenden Leute sprangen sofort von ihren Plätzen auf, nahmen ihre Brillen ab und bauten sich dieser Gruppe gegenüber auf. Wir schauten der Sache zu und versuchten uns von dem ganzen erstmal ein Bild zu machen. Kurze 10 Minuten späten kamen drei vier Bullenwannen an, aus denen vollvermuntete und gerüstete Bullen ausstiegen und diese Gruppe von 60 Mann wieder zurück eskortierte, hoch zum Stadion. Das waren dann wohl die landesweit bekannten Sparta Nazis. Wir ließen uns nicht einschüchtern und gingen witzend eine viertel Stunde später auch zum diesem Derby. Dieses schon fast komplett zerfallende Stadion war schon beeindruckend und echt größtenteils gesperrt. Der Eintritt war frei und die Polizei war auch nur vor dem Stadion präsent. Das Stadion selber war so riesig, dass dort 5 Fussballplätze Platz hatten und wir noch mehrere 100 Meter im Stadion selber zum eigentlichen Spiel und der einzigen kleinen freiggebenden Tribühne laufen mussten. Dort angekommen waren einige 100 Zuschauer, von denen bestimmt jeder jeden kannte und auch unsere Freunde mit den schwarzen T-Shirts waren bestens vertreten. Es dauert keine 5 Minuten als wir uns unsere Plätzen aussuchen wollten, bis der Platzhirsch mich schon musterte und voll quatschte. Wir vermuteten das ihm mein Trojan Tattoo ins Auge stach. Ich ließ mich nicht weiter zuquatschen und verhielt mich getreu meiner gewaltfreien buddhistischen Lebensweise und ging ganz easy wieder los. Die Spooners folgten mir gemach und der Platzhirsch mit seiner Gruppe auch. Wo ist bloß der Wächter der Skinhead Szene, der holländische zugezogene Prager mit seiner unpolitischen Oi! Band und rettet den Oi! Ehrencodex, wenn er mal gebraucht wurde??? Flo erklärte dem Hirsch wir sind aus Berlin und nicht aus Hamburg und er blieb mit seiner Gruppe am Ende von der Tribühne stehen. Die ganzen Thor Steinar verschnitte, die uns beim rausgehen entgegen kamen, machten das ganze noch freakiger. FTW… alles kann, nichts muss und so tranken wir noch ein Bierchen beim Tunier und machten uns auf dem Weg in die Innenstadt. Es ging den Berg an der anderer Seite wieder runter quer durch die Touriecken und viel zu vielen deutschen Menschenmassen. Dabei gekonnt immer einen dummen lustigen Spruch parat, getreu dem Motto “ Wir leben jetzt und hier“. Der Flow und Trubel zog uns in die Innenstadt an sämtlichen deutschen Jungesellenenabschiede vorbei, immer mit einem Lächeln im Gesicht und schnurstracks mit dem nächsten vollen Bier am Hals. Wir sind nicht die ernsten Typen aber ein Oi! bekommen wir noch lauthals heraus gebrüllt. Etappenweise erwischte ich mich als den oberstbetrunkenden Proll von allen, der gar kein Alkohol trank. Wie immer, ist alles nur ne Kopfsache und so chillten wir etwas am Strand der Moldau bevor wir zum Nachmittagsschläfchen in unsere Betten fielen. Das Konzert Abends startete recht zeitig und endete leider auch recht zeitig. Leider waren nicht mal mehr 1/4 der Besucher vom Tunier Abends vorbei gekommen und so ließen wir zeitig den Abend wieder in der Altstadt ausklingen, um voll erholt  gut durchgelacht und tiefenentpannt die Rückreise am Sonntag Vormittag anzutreten. Mehr Party, mehr Flair und mehr Assis mit Niveau kann man dann wohl an einem stinknormalen Wochenende nicht erleben und mir tun diese ganzen Junggesellenabschiede leid, die in ihrem Leben noch nie etwas erlebt haben. Das Leben auf Tour kann auch echt schöne Seiten haben, immer mit einem Zwinkern im Auge, dass man sich und den dazugehörigen Oi! nicht all zu ernst nehmen sollte.

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