KREUZFAHRER MIT SCHWERT UND FEDER: CRUSADERS-THORSTEN REZENSIERT!

Kreuzritter, Autor, Musiker, Pädagoge: Die Vita von Thorsten liest sich beeindruckend, der Mann ackert auf vielen Feldern. Gestartet als Mitschreiber im ROIAL-Fanzine, Co-Autor der Hausband ROIALS, dann mit eigener Band als CRUSADERS zum Schwert gegriffen und schließlich als Verfasser von mittlerweile drei Skinhead-Schmökern unterwegs, hauptberuflich Lehrer, in der Freizeit Kampftänzer. Hansdampf in allen Gassen!

Für uns nimmt er seine verstaubte ROIALS-Feder wieder auf und verfasst in unregelmäßigen Abständen Rezensionen aktueller Tonträger.

Here we go:

Punishable Act – X/ Steeltown Records

Geil, einfach nur geil – mehr muss man eigentlich zur Jubiläumsplatte der Berliner HC Recken nicht schreiben. 12 knallharte Songs im selbst titulierten ‚Crossover Style’ (“Old School, New School, Hardcore, Metalcore – Cross the styles, everybody on the dancefloor”), die einem die Ohren wegblasen. Von Hip-Hop (Boom & Jump Around, inklusive Scratching) bis zu Metal (Independence) und ganz viel Punkrock ist alles dabei, wobei sich längeres und unangenehmes Gefrickel zum Glück für mich in Grenzen hält. Hinzu kommt, dass die Platte nicht nur durch die Gehörgänge rauscht, sondern sich im Gehirn verhakt und den entsprechenden Mitgröhlfaktor und Widererkennungswert besitzt.

Textlich werden die Szene und das Leben näher beleuchtet, inklusive Reflektionen zum eigenen Älter- und Erwachsenwerden und im einzigen deutschen Titel (Unsere Werte) nimmt man klar Stellung gegen Dummheit, Intoleranz und für Menschlichkeit, und zwar ohne in Plattitüden und flache Slogans abzugleiten.

Alles in allem eine großartige Platte, die jeden direkt in den Pit ruft, der irgendwie HC-affin ist.

Ska im Transit

Super, dachte ich, endlich mal ein Buch über die deutsche 3rd Wave Ska/ Two Tone Szene und damit über die Anfänge meines eigenen kurzhaarigen Lebens. Dazu kommen noch mit Emma Steel und Pork Pie Matze zwei Autoren, die sich auskennen und zu schreiben wissen. Also sofort zugeschlagen und der erste Eindruck überzeugte durchaus.

Super Layout, gelungene Fotos und viele, viele Bands, die man schon so lange kennt. Inhaltlich war das Buch dann doch etwas enttäuschend. Zwar wurden, wie erwähnt, eine Menge Bands interviewt – Busters, Dr. Ring Ding, Skaos, etc doch es wurden immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Die Antworten sind sicher interessant, aber danach kam nicht mehr viel, außer einer recht kurzen Einleitung zum Thema.

Dabei hätte man durchaus über die richtungweisenden Ska Festivals, Plattenlabel, oder auch Veranstaltungsorte berichten können, nicht zu vergessen, über die damit verbundene Szene. Überhaupt wird dem Thema Skinhead wenig Platz eingeräumt und einige der Bands scheinen auch verdrängt zu haben, dass eben ein Großteil ihrer damaligen Fans Skinheads war.

Alles in allem durchaus interessant, aber leider eine vertane Chance, die mit ein wenig mehr redaktioneller Arbeit genutzt werden hätte können.

Strongbow – Defiance (Contra Rec.)

Die Scheibe läuft seitdem ich sie erwarb im Auto Dauerschleife und das sollte eigentlich als Review reichen. Hans und Kollegen bieten wieder ein volles Brett an Punkrock Songs, die diesmal auch ein wenig härter und flotter daherkommen, als auf der letzten Platte. Der Einstieg erfolgt mit „All we know‘ und fordert uns auf besser Rock’n’Roll statt TV zu hören und sehen. „Still out of tune“ schließt nahtlos an. Zeilen wie ‚when we were kids, we were found in every pit‘ sollten in jedem punkaffinen Menschen ansprechen.

In „And we ride“ zeigen die Jungs ihren Respekt für Rancid und Artverwandte und auch wenn ich keine Freund von Amipunk bin, bringt der Song einen einfach zum Mitsingen. Höhepunkt ist ohne Frage ‚Gone‘, der so ziemlich genau das Lebensgefühl eines jeden Punkrockers oder Skinheads beschreibt. Bis zum letzten Titel lässt die Band nicht nach und schafft mit „To the night“ den perfekten Abschluss für die Platte und während man laut mitsingend im Auto sitzt, hat man vor seinem geistigen Auge den letzten Song eines Konzerts – alle sind glücklich, verschwitzt und grölen das Teil mit. Hammer.

Textlich schaffen es Strongbow wieder den Spagat zwischen Spaß und Anspruch zu meistern Man kann Party haben, vergisst aber nicht die aktuellen Probleme unserer Zeit (Defiance) ohne Plattitüden zu besingen. Das Layout ist auch gelungen – sich bis zum letzten verteidigend hält die Freiheitsstatue die Fackel der Freiheit oben, egal wie hoch das Wasser der Intoleranz, Ignoranz und Demokratiefeindlichkeit in dieser Welt auch steht. Platte des Jahres.

 

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