Shaved Heads / High Society – Support your Scene Tour 5..1. – 9.1.2016
Dadurch das ich indiese Sache irgendwie involviert wurde und einer der wenigen Zeitzeugen bin von dieser ganzen Tour, entschloss ich mich mittendrin und kurzer Hand, diese erste europäische Tour der St.Peterburger Oi! Band „Shaved Heads“ auf Papier für die Nachwelt festzuhalten.
5.1. Eisenhüttenstadt – Steelbruch
Der Auftakt fand dieses Mal in unserem beschaulichen Eisenhüttenstadt statt. Die Band landete Dienstag früh in Prag und machte sich auf den Weg zu dieser 4 stündigen Strecke, mit ihren knapp 400km nach Steeltown. Im Club ging man derweilen ganz easy an die Sache ran, da man nun doch schon die ein- oder andere Wochenshow veranstaltet hatte. Die Technik stand und man musste der Band kurzerhand mit allen Instrumenten und Verstärkern aushelfen. Da man doch sehr froh drüber ist, etwas Kultur genießen zu dürfen, war es für uns in diesem Moment eh nur eine kleine Hürde die zu meistern galt. Treu dem Motto: „Alles was du gutes oder schlechtes tust, kommt irgendwann wieder zu dir zurück.“ Der harte Kern fand sich langsam in dem Club ein und wertete die vergangenen Tage aus. Es entwickelt sich doch langsam ein echt gutes Club leben. Die Jungs von Shaved Head trafen mit etwas Verspätung um 18:30 Uhr im Club ein. Aber dafür lief der Soundcheck gleich reibungslos runter. Kurze Stärkung für die Jungs und das Konzert konnte pünktlich starten. Mit einem fast 2 Stunden Auftritt zu 100% überzeugten sie auch den letzten im Saal und jeder ging an diesem Abend mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause. Treu nach dem Motto: „Wir warten nicht auf den Messias und kultivieren uns lieber selber.“ Die Band wurde noch etwas betüdelt und so konnte man fast pünktlich nach dem Tatort um 22:30 Uhr den Club zu schließen. Also Stubenhocker-, Abkacker ihr werdet es büßen. Eh, die 1220 ist schon was zum Genießen!
6.1. Chemnitz – Subway to Peter
Die Jungs von den Shaved Heads wurden früh mit einem ordentlich Frühstück im Steeltown Records Headquarter geweckt und fingen langsam an aufzutauen. Wer sich etwas mit der russischen Mentalität beschäftigt hat, weiß dass die Menschen am Anfang immer etwas zurück haltend sind. Ihr blinken in den Augen waren eine reinste Freude als sie im Laden ihre langsuchten Raritäten auf Vinyl fanden. Da blüht einem als Labelbetreiber förmlich das Herz auf, wenn so manch Klassiker in die richtigen Hände weiter wandert.
Gegen Mittag machten sich die Jungs auf den Weg nach Chemnitz mit Zwischenstopp über Dresden und auch ich setzte mich nach dem Mittagessen in Richtung Dresden in Bewegung, um die Jungs von High Society einzusammeln. Dresden ist wohl für mich selber die Stadt in den letzten 5-6 Jahren gewesen, die ich am meisten angesteuert habe. Noch weit vor Berlin. Es ist schön wie dieser Magnet trotz Negativpresse funktioniert und die Stadt weiter ein treibender Keil und Motor für die ostdeutsche Subkultur & DIY Szene ist.
Ohne große Probleme fand man sich pünktlich um 19:00 Uhr im Manchester des Ostens ein (Chemnitz) und konnte so geschmeidig in den Abend starten. Den Auftakt des Abends machten High Society und knüppelten in gekonnter Manier ihr Set runter. Shaved Heads rundeten den Abend wieder mit ihrem vollem 2 Stunden Programm ab und begeisterten den ein oder anderen, der rund 40 Zuschauer. Mir wurde noch die Ehre zuteil, mit dem Hut rum zugehen und Geld für die Bands einzusammeln. Interessanter Job übrigens, wobei man sehr an der Menschen und Sozialstudie forschen kann.
Gegen 2:30 Uhr am Morgen enterten wir wieder Dresden und vielen glücklich und ausgeglichen ins Bett. Die Jungs von Shaved Heads setzten sich nach dem Konzert gleich nach Prag in Bewegung zum nächsten Konzertort.
7.1. Prag – Klub Buben
Nach gemütlichen Frühstück und Entspannung pur am Vormittag, ging es noch mal in die Neustadt, um den ultimativen Recordstore-Test zu machen. Mit Pump up the Jam von Technotronic, wurde ich auch in meinem Sammler und Jägertrieb ordentlich befriedigt.
Nachmittag ging es mit etwas Verspätung ins gut 150km entfernte Prag bei trüben Wetter und dicken Nebel. Der Klub wurde gleich gefunden und das Parkplatzproblem löste sich auch recht schnell.
Im Klub selber wurden wir durch eine geniale Atmosphäre und einem gut gefühlten Laden überrascht, für einen Donnerstag. Besonders zu erwähnen, ist dabei die Reisegruppe Graz / Wien um Gonzales. Topnummer! High Society eierten nicht lange rum und macht gleich gegen 20:00 Uhr den Auftakt, da das Konzert um 22:00 Uhr wegen Auflage der Stadt zu Ende sein musste. Solide wie nicht anders zu erwarten, ratterten die Jungs ihr Set runter und ihre sogenannte Professionalität, die sie dabei schon fast an den Tag legen, überraschte mich doch sehr im positiven Sinne. Shaved Heads legten gleich nach und man freundet sich immer mehr mit ihren Songs an. Auch eine Band, die man nach mehrmaligen Hören erst richtig beginnt zu lieben. Mit Andy und Arny untermalten wir das Live Set der Russen mit gekonnten, kurz und knackigen „Oi!“ Rufen. Der Schlachtruf schlecht hin! „Punk, Punk“ würde sich dagegen beim Brüllen doch sehr gestottert anhören. Der Abend wurde mit einem Nighter abgerundet.
Heute schliefen wir beim Shaved Heads Tour Busfahrer Ray, der sich als echt netter zurückhaltender Zeitgenosse rausstellte und sich alle Mühe gab uns bestens zu verwöhnen.
8.1. Ansbach – 13eins
Wir Frühstücken recht schnell Vormittag um noch einen kurzen Abstecher in die Prager Innenstadt zu machen. Was sich bei schönsten Sonnenschein als wundervoll heraus stellte. Gegen 13:30 Uhr ging es ins gut 300km weit entfernte Ansbach bei Nürnberg.
Dort angekommen ohne große Vorkommnisse wurden wir sehr überrascht über die Gastfreundlichen Bürger dieser Stadt. Das der Veranstalter Falko auch noch ein Brandenburger war, rundete diesen tollen Eindruck umso mehr ab.
Der Club selber war ein fast selbstverwaltetes Haus mit den Jesusfreaks als Träger. Der bittere Beigeschmack kam dann erst als Falko erzählte, dass der Club Ende März zumachen wird. So stirbt die Subkultur immer mehr in der Provinz aus, was ich mehr als bedauerlich finde.
Beide Bands gaben auch heute im gut gefüllten Club ihr bestes, so dass mein Bein nicht aufhörte mitzuwackeln. Man lernte neue Gesichter bzw. Alte Hassen kennen, was den Abend mehr als abrundete. In diesem Sinne, schöne Grüße nach Nürnberg.
Da wir auch heute wieder nach Dresden zurück fuhren, bekam ich die coolste Geste eines Veranstalters zu schätzen, was ich bisher noch nie in meiner Karriere als Tour Busfahrer erlebt durfte. Ich bekam ein frisch gekochte Kanne Kaffee mit Becher für den Rückweg mit. Hammer!
So langsam waren alle nun im Tour Modus, der aber leider schon wieder zu Ende war. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von den Jungs von Shaved Heads, Booker Thomas und Fahrer Ray und setzten und uns wieder in Bewegung in Richtung Sachsen. Die Shaved Heads spielten am Samstag noch in Bratislava, was wir Zwecks Arbeit nicht wahrnehmen konnten.
Nach 3 Stunden Schlaf in Dresden machte ich mich rasch auf dem Heimweg nach Hütte, wo mir dann mein Getriebe noch um die Ohren flog. Aber Shithappens! Eine kaputte Karre auf Tour gehört genauso zum Rock’n’Roll, wie das Amen in die Kirche 🙂
Euer stiller Teilhaber und Zeitzeuge Thomas x Lockenkopf