STEEL TALK # 1: NOISTER FETZEN-MACHER SCHUBI IM INTERVIEW!

Herzlich willkommen zu unserer neuen Interview-Reihe. STEEL TALK. Mit interessanten Personen aus der Szene. Einzige Grundbedingung und Vorrausetzung: Sie müssen uns sympathisch sein. Das reicht schon. Und irgendwas auf die Beine gestellt haben. Als Musiker, Booker, Lebenskünstler, Halunke, Künstler, Herdhilfe, Seeräuber. Aus allen Bereichen, die unsere Szene bunter und lebendiger machen. Die nächsten Aspiranten haben wir schon fest im Blick, lasst euch überraschen.

Machen wir uns nichts vor: Die Skinhead- Szene ist hoffnungslos überaltert, die Frischblutzufuhr kommt schon seit einigen Jahren gewaltig ins Stocken, von der Qualität mal ganz zu schweigen.

Bei der Hardcore-Szene ist es genau umgekehrt, da bleiben nach dem (Langzeit)-Studium nur noch Musiker, Booker und Plattensammler übrig, eine frische Welle aus neuen Schülern und Abiturienten übernimmt reibungslos die Plätze der Ausgeschiedenen. Hardcore ist was für Kids, für junge Leute mit Idealen.

Aber als Skinhead kann man gut alt werden. Leider aber nicht jünger. Der spärliche Nachwuchs entpuppt sich oft als peinliche Kopie, welche die Fehler der Alten nachspielt und mit Baujahr 1989 die legendären 80er abfeiert. Oi!-Fanboys im Vintage-Outfit (zehnfacher Ladenpreis von einst).

Oder die Kids biegen gleich in Richtung Kirmes-Deutschrock oder Politik ab.

Zugegeben: Das Thema ist nicht neu, das Gejammer darüber ebenso wenig. Aber es ändert sich auch nichts, vor dem Gejammer ist nach dem Gejammer und umgedreht. Alles auf Anfang, keine Lösung in Sicht. Es ist zum Mäusemelken!

Und dann schiebt sich Schubi ins Bild. 30 Jahre jung, aus dem schönen Brandenburg. Findet die RAMONES langweilig, feiert SMEGMA ab und ist obendrein noch St. Pauli-Fan. Mal ehrlich, wat is dat denn?! Das kann doch nicht gut gehen, das klingt nach Big-Klischee. Schublade auf, Schubi rein.

Von wegen! Der Bursche hat trotz seiner biblischen Jugend einen erstaunlichen Durchblick und einen exzellenten Musikgeschmack. Und den beweist er u.a. als DJ und Fanzine-Macher. Sicher, DJ’s gibt es mittlerweile wie Oilen in Spree-Athen (wer nicht mindestens fünf DJ’s im Bekanntenkreis hat, gilt offiziell als Eremit), aber Fanzines sind mittlerweile eine verdammte Rarität. Die Rede ist natürlich von gedruckten Fanzines, aka „Print Zines“. FB Gruppen oder Blogs bleiben hier mal hübsch außen vor, da schläht Masse oft Klasse. Back to Schubi: Ein 30jähriger, der Fanzines verfasst und auf Kassetten abfährt, das muß eine ganz „alte Seele in jungem Körper“ sein. Sagt man so.

Da will man mehr wissen, da muß ein Interview her. Kein schnödes Promo-Teil, sondern hart am Mann, mit persönlicher Note..

Hoppla..Unser erster STEEL TALK ist dann doch länger geworden als erwartet, Schubi hat sich erfreulich ausführlich geäußert, haben wir deshalb in drei Teile seziert, Teil 2 folgt nächste Woche und das komplette Interview kommt zusätzlich im LOCKENKOPF # 11 unter.  Print is mint, verdient ist verdient. Los geht’s!

Kurze Vorstellung zu Beginn: Wohnort, Beruf etc., was sollte man sonst über Schubi wissen?

Hallo, erstmal danke für das Interesse. Ich komme aus Frankfurt (Oder) bin dort von dem Frankfurter Pöbel unter die Fittiche genommen worden und sozialisiert.  Wohne der Liebe wegen heute in Strausberg. Ich bin gelernter Schlosser und habe nochmal umgesattelt und versuche heute den Kids was auf den Weg zu geben. Ich arbeite momentan in einer Wohngruppe.  Ich bin 30 Jahre und stolzer Papa. Und bis ich Thomas Lockenkopf kennengelernt habe war ich das was man einen Pessimist nennt und geselliger Misantroph, ha ha.

Wie sieht Dein lokales Umfeld aus? Gibt es da (unter Normalbedingungen) interessante Anlaufpunkte wie Kneipen, Clubs oder Plattenläden?

Hier in Strausberg gibt es das Horte ein linkes Jugendprojekt wo ich auch schon die ein oder andere Veranstaltung organisiert habe, ich hasse es aber mich auf Plenas zu setzen. Dort sind nur noch selten Punkrock Konzerte, die neue linke Jugend hört wohl eher Elektro und Rap. Da das auch teilweise meine Klientel von Arbeit war/ ist geh ich da sehr selten hin. Es gibt einen Fußballsupporterclub, die RGU, die coole Kneipenpartys machen und jährlich den Movember organisieren da gibt es dann von den Lokal Heros Rosemary Triplets Straßenkonzerte wo Spenden für soziale Einrichtungen gesammelt werden. Subkulturell liegt der Hund hier aber eher begraben. Viele Feindschaften und wenig Unity bzw. geht jeder gefühlt seinen eigenen Weg. Hier gibt’s Skins die kennt man nur vom Sehen. Bands gibt es die Rosemarys, die coolen Psychobilly spielen und Inwiefern die klingen wie Knochenfabrik und haben voll viele Groupies, ha ha,  Piratenpapst gibt es wohl auch noch mit dazugehörigen Tonstudio.

Wie bist Du auf STEELTOWN und STEELBRUCH gestoßen?

Angefangen hat das Ganze mit Platten shoppen im Internet und den Lockenkopf lesen. Ich habe früher Hütte ja gehasst da ich aber nur die Asseln aus dem Ole meiner Generation kannte. Das war dann immer ne gesunde Rivalität unter den Städten. Heute total bescheuert! Irgendwann habe ich glaube den Thomas mal bei facebook geschrieben, dann war ich im Headquarter und war total fasziniert. Da war für mich klar die Jungs und Mädels will ich supporten. Fühlt sich total richtig an und ich bin stolz ein Teil davon zu sein, wenn auch oft nur passiv.

Besonders interessant bei Leuten Deines Jahrgangs: Welche Bands waren Deine Einstiegsdroge, wie bist Du zu Punk und Oi! gekommen? Gab es „Jugendsünden“, die heute nicht mehr bei Dir laufen?

Angefangen hat alles mit DTH, Sex Pistols und Ramones derselbe Kramm wie bei vielen. Später kam dann die Frankfurter Bands dazu und dann wurde es immer mehr Deutschpunk, Deutschpunk und Oi. Ich bereue glaube keine Jugendsünde ich werde immer belächelt für Smegma weil die für mich die Initialzündung für Oi Musik waren. Und DTH und Ramones finde ich heute ziemlich langweilig.

Bist Du musikalisch eher dogmatisch oder tolerant unterwegs, wie weit reicht die Bandbreite Deiner Favoriten? Welches sind Deine Alltime-Favoriten, welche Bands feierst Du aktuell ab?

Mir wird immer nachgesagt ich sei Musikfaschist, ha ha. Nee im Ernst ich glaube heute bin ich nicht mehr so fest gefahren wie „früher“. Es muss halt Punk, Oi, Hardcore, Glamrock, Reggae, Ska, Northern Soul sein. Meine absolute Lieblingsband war und ist BLITZ! Cock Sparrer und Ost Punk geht auch immer!

Telekoma, Paranoia und Oderflut sind für mich Lokal Heros, Familie, Freunde den ich sehr dankbar bin!

Aktuell  feier ich Chubby and the Gang, The Chisel, Gewohnheitstrinker , Brutal Bravo, The Royal Hounds, No Time, The Detainded. Bin da aber jeden Tag auf der Suche nach neuem Stoff und bin heute leichter zu begeistern als früher. Weil ich Musiktolerant geworden bin, haha.

Wo stehst Du als Plattensammler: Noch im Normalbereich (jeweils ein Exemplar, Vinylfarbe egal) oder schon im Junkie-Bereich (alle Farben, alle Versionen)? Sammelst Du ganz strikt Bands, Stile, Labels etc. oder querbeet nach Lust und Laune?

Ich sammel und kaufe gerne Platten, bin da aber nicht festgefahren. Gekauft wird was mir gefällt. Ich mag kein farbiges Vinyl weil es mich beim auflegen nervt. Und ich achte dass es keine Bootlegs sind, wo die Bands keinen Cent von sehen.

Und mir ist es wichtig Labels zu unterstützen die ich schätze. Ich meide discogs, da ich glaube ich würde ziemlich schnell auf der Straße sitzen.

Was ist das Highlight Deiner Sammlung?

Sicher gab es andere Zeiten Sampler 1 weil es meine erste Platte war die ich völlig betrunken in Torgau vom Sänger der Band Paranoia (DDR) bekommen habe für meine letzten 4 Euro mit der Bitte dass ich doch der Szene treu bleiben soll. Das hat mich tief beindruckt und war ein wunderbarer Moment. Danach habe ich mit der Platte im Arm gepennt.

Die teuerste ist von Battle Ruins die einzige Platte wo ich meine eigene Schmerzgrenze gebrochen habe.

Und meine Wunschplatte ist seit Jahren die Shock Troops / Kiezgesöx Scheibe also wenn ich die mal bekomme wird die dazu gehören.

Bist Du von Null auf Hundert vom „Stino“ zum Skinhead geworden, oder gab es Übergänge aus anderen Sukulturen?

Mit 12 hat das irgendwie angefangen. Alles mal irgendwie ausgeprobiert   Skater , Gruffti dann kam Punk und blieb ganz lange irgendwie hatte ich aber immer ne Schwäche für Glatzen. Die Punkszene hat mich immer mehr genervt und eigentlich konnte ich außer die Frankfurter und Torgauer keine Punker mehr leiden. Auf Arbeit waren es teilweise schlechte Kopien von mir und dieses ständige anbiedern von Links an Links ging mir auch immer mehr auf den Sack. Ich seh mich wahrscheinlich selber als links an und hatte auch ein Jahr eine Phase wo ich sehr blind gewesen bin und den ganzen Rotz mitgetragen habe, daß hat viel kaputt gemacht. Abgesehen dass ich meine Freundin durch diese Kreise kennengelernt habe sehe ich das heute als den größten Fehler meines Lebens an. Wie oben geschrieben denk ich wahrscheinlich selber links, kann das aber mittlerweile ganz gut trennen Szene, Politik und bin denke ich auch nicht mehr dogmatisch. Was nicht heißt das ich blind bin. Gerade bei der Entstehung des Zines gab es ja ein Fall der mich sehr beschäftigt hat um es kurz zu machen ich glaube Politik hat die Szene / die Subkulturen kaputt gemacht, es macht einen nicht glücklicher und dennoch sauf ich nicht mit jemanden nur weil er nen Iro oder ne Glatze hat aber nen Idiot ist. Ich finds dumm jemanden zu diskriminieren weil er ne andere Hautfarbe hat oder ne andere Sexualität hat. Der Rest interessiert mich heute nicht mehr, hat mir genug Lebenszeit geraubt dieser ganze Scheiß.

Was war Dein erstes Fanzine? Abgesehen vom KIEZKIEKER (welches im NOISTER FETZER ausführlich gepriesen wird), welche aktuelles Zines (print oder digital) liest Du?

Mein erstes Zine? Ich hab keine Ahnung, war auf jedenfall ein Fußball Zine. Tut mir leid. Das Interesse an Zines kam irgendwann und dann habe ich alles genommen was ich in die Hände bekommen habe.

Digital lese ich eigentlich keine Zines. Mich nervt es am Bildschirm zu sitzen.

Aktuell ist es ja gerade nicht so doll. Ich mag den Lockenkopf total und freu mich immer wenn da was kommt. Rauditum lese ich habe da aber andere Sichtweisen. Das oipunkska fanzine find ich zu anstrengend obwohl da ne Menge Herzblut drin steckt. Das Way of Life lese ich auch ist mir aber zu festgefahren und zu schick. Das Heroin mochte ich total und das Chelsea Choice war auch ne sehr gute Sache mir aber vom Format zu sauber.  Mehr kenne ich aktuell gar nicht abgesehen von dem ganzen Bonehead Müll.

 

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