THE JAM GOES JOBCENTER: BLACK HEINO “MENSCHEN UND MASCHINEN”
Im CORONA-Herbst 2020 zählt jedes gute Album doppelt, BLACK HEINO machen da keine Ausnahme.
BLACK HEINO ? Was sagen Cancel Culture und der WAHRE HEINO dazu? Ganz ruhig, Norbert: BLACK HEINO gehen schwer in Ordnung. Sind mehr als Okidoki.
Denn: Kein „witziger“ Deutschpunk, keine prollige Kirmes-Mucke. Stattdessen: Sharp dressed Modpunk in relaxter Bauweise, atmet British Style von der Sohle bis zum Scheitel. THE CHORDS, THE JAM, SECRET AFFAIR. Mehr noch nach deren deutsche Ambassadors MALE, DIE PROFIS, FAMILY 5, die frische Brise aus Brighton und London wird mit Düsseldorf und HH versetzt, Soul liegt in der Luft.
Und auch ein wenig Bierkeller-Deftigkeit, man umschifft resolut die Klippen of Oberschulen-Schlaumerei und vermeidet abtörnende Nase-in-die-Luft-Allüren.
BLACK HEINO kommen aus Berlin. Jetzt. Natürlich nicht ursprünglich. BLACK HEINO sind selbstverständlich zugezogen. Stammen aus dem Norden, was den musikalischen Vergleich mit der großartigen LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN auch geographisch unterfüttert. Vermutlich, oder aber ganz sicher, haben beide Band dieselben Platten im Schrank. Auf jeden Fall das Gesamtwerk von THE JAM.
Der forsch-dynamische Promo-Text vom Label macht definitiv neugierig, hier werden keine Allgemeinplätze abgedudelt:
„BLACK HEINO widmeten ihre neue Langspielplatte zur Gänze dem Gegensatzpaar Menschen und Maschinen. Die wilde Fahrt geht vom Kaiser, Roland („Schachmatt“) zu King Ludd („Social Bot“), vom Gespenst des Kommunismus zum Gespenst der Nutzlosigkeit in drei Minuten, es geht nach oben (Fahrstuhl) und nach unten (Seil vom Fahrstuhl gerissen).
Black Heino sind Maschinenstürmer mit qualmenden Vox-Gitarren, sind der rote History-Channel mit einem Beat. Sie sind die neuen Redskins, allerdings mit Haaren. Arbeiter*innen, Arbeitslose, blaue und weiße Kragen, Mods und Rocker, Smartphonebesitzer*innen und Jobcenterschlangenansteher*innen: Hört „Menschen und Maschinen!“, das neue Album von BLACK HEINO!“
Coole Attitude, schlaue Texte und rasiermesserscharfer Beat. Welche Schublade passt, welche klemmt? Als neues Genre „Anti-Jobcenter Junk Shop Rock“ kreiiert, den deutschen Mod Sound fast nebenher ins neue Jahrtausend getanzt?
Die drei Hörproben auf BANDCAMP machen definitiv Lust auf mehr, Referenz jagt Referenz:
„Homo oeconomicus“: Der Opener „Homo oeconomicus“ schlägt eine stabile Brücke zu MALE, „Sirenen“ erklingen im „Vaterland“. „Monarchie und Alltag“ blitzt begleitend am Horizont auf, die FEHLFARBEN (nur echt mit Peter Hein) sind nie wirklich weit entfernt.
„Schachmatt“: Zockt als flinker Stomper kantig durch den Maschinenpark, die Roland-Kaiser-Schmonzette wird vorschriftsmäßig entschmalzt und mit einer großen Prise Pepper’n‘Salt auf Touren gebracht.
“Alexa”: The Return of “David Watts”! „Alexa“, ein zynisches „Loblied“ auf die digitale Abhörstation von GOOGLE, klingt ultra-heavy nach early JAM, gemeinsam mit David Watts unterwegs zum Jobcenter?
Hier das komplette Tracklisting:
1. Homo oeconomicus
2. Schachmatt
3. Große Erwartungen
4. Pfaffenbrot
5. Die weissen Kragen
6. Menschen und Maschinen
7. Die toten Augen von Hammerbrook
8. Alexa!
9. Social Bots vs King Ludd
10. Bambusschrott
Der Song „Pfaffenbrot“ könnte bekannt sein, ist bereits auf der 2019er „Four track mind mind“ 7“ via TOMATENPLATTEN ins Rennen gegangen. Ärgerlicherweise ist selbige natürlich seit gefühlten Lichtjahren (berechnet man in Collector-Zirkeln im Stundentakt) „Sold out“, steht bei zähen Nerds mit gefletschtem Zahn im Schrank und wird wahlweise auf DISCOGS für 20 Euro verhökert. We are crazy but not insane. Auch wenn rückseitig mit “Schüsse” ein begnadetes BUZZCOCKS Cover serviert wird.
Frei nach Charles Dickens: „Große Erwartungen“? Kann man haben. Daran ändert auch der Bandname nichts.
„Menschen und Maschinen“ gibt es HIER